Kopfschmerzen
„Bereits in der Kindheit können Kopfschmerzen auftreten, hauptsächlich bedingt durch gestörte Vasomotorik im Wachstumsschub. Möglich sind aber auch ophthalmologische oder odontogene Ursachen“, erklärte Dr. Yvonne Hänsel, niedergelassene Neurologin im Rahmen einer WIGAM-Fortbildungsveranstaltung. In diesem Alter würden die Schmerzen auch bei Migräneanfällen meist nicht halbseitig, sondern frontal lokalisiert. Dies mache die Differenzierung von anderen Formen wie Cluster- oder Spannungskopfschmerz besonders schwierig.
Kopfschmerz zwischen Psyche und Soma Migräne
Im Erwachsenenalter leiden ungefähr sechs Prozent der Männer und 18 Prozent der Frauen unter Migräneattacken mit pulsierenden halbseitigen Schmerzen, verbunden meist mit Übelkeit und Erbrechen, Lärm- und Lichtempfindlichkeit. Zehn Prozent dieser Patienten haben eine dem Anfall vorausgehende Aura mit Halbseitenzeichen, Seh- oder Sprachstörungen, die meist etwa eine halbe Stunde andauert. Körperliche Aktivität verstärkt ebenso wie neuerlich auftretende Störfaktoren den Schmerzanfall. Die Diagnostik wird durch Erheben einer ausführlichen Familienanamnese (genetische Komponente!) sowie der persönlichen (auch psychischen) Vorgeschichte eingeleitet. Art und Lokalisation des Schmerzes sowie die Begleiterscheinungen mit den beeinflussenden Momenten sollten geklärt werden.
Nach der Herz-Kreislaufuntersuchung folgt eine neurologische Abklärung. „Mittels EEG können Auren zu epileptischen Erscheinungsformen differenziert werden, ebenso intrakranielle beziehungsweise strukturelle zerebrale Läsionen“, so Hänsel. Weiters können Duplex-Sonografie, CCT, MRT oder Angiografie eingesetzt werden. Ergänzt wird durch Röntgen von Halswirbelsäule und Nasennebenhöhlen, eventuell auch durch Laboruntersuchungen wie BSG, Blutbild, Elektrolyte, NFP, LFP, BZ und TSH.
„Zusätzlich erschwert werden kann die Diagnostik durch das gleichzeitige Bestehen mehrerer Cephaleaformen“, gibt Hänsel zu bedenken. Manchmal erweise sich das Führen eines Schmerztagebuches als nützlich.
Entsprechend der Vielzahl an Auslösern sind auch vielfältige Therapiemöglichkeiten bekannt, die ausführlich mit dem Patienten besprochen werden sollten, ohne jedoch eine Heilung zu versprechen.
Ab wann Prophylaxe?
„Bei mehr als drei Migräneattacken pro Monat, einer Anfallsdauer von 24 bis 48 Stunden, subjektiv unerträglichen oder komplizierten Anfällen sowie bei Schmerzmittelentzug besteht zusätzlich eine Indikation zur prophylaktischen Intervallbehandlung“, so Hänsel. Hier nützen in erster Linie Betablocker. Diese Substanzgruppe ist für nervöse und ängstliche Patienten oder bei Panikattacken, bei essentiellem Tremor und bei zusätzlicher Hypertonie besonders geeignet. Zu den Prophylaktika der zweiten und dritten Wahl zählen Naproxen, Lisurid, Magnesium und Acetylsalizylsäure.
Psychische Faktoren
Eine Kombination von Cephalea mit Depressionen findet man sowohl bei Migräne als auch beim Spannungskopfschmerz, häufiger bei Frauen als bei Männern. Angst, Verzweiflung und ein Gefühl der Hilflosigkeit basieren auf dysfunktionaler Stressverarbeitung. In eine eventuelle Psychotherapie sollten der Partner/die Partnerin mit einbezogen werden.
Dr. G.C.
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