Frigidität, Anorgasmie, Vaginismus
Störungen der weiblichen Sexualität – umgangssprachlich und häufig auch abwertend oft als „Frigidität“ bezeichnet – können in verschiedenen Bereichen sexueller Aktivität (Verlangen, Erregung, Orgasmus, sexuell bedingte Schmerzen) auftreten. Zumindest vorübergehend treten diese Probleme bei einer großen Anzahl von Frauen auf. Es werden verschiedene Ursachen diskutiert; häufig zeigen sich bei den Betroffenen ein starker Leistungsdruck und Ängste in Bezug auf die eigene Sexualität. Bei der Therapie stehen neben Informationsvermittlung auch die Reduzierung von Angst und Leistungsdruck sowie die Steigerung des Genussempfindens im Vordergrund.
Da (als Ursache oder in Folge der sexuellen Störungen) oft Partnerschaftsprobleme auftreten, wird der Partner in die Therapie mit einbezogen.

Allgemeines
Störungen der weiblichen Sexualität wurden früher, aber vereinzelt auch noch heute, unter dem Begriff der „Frigidität“ zusammengefasst. Dieser Ausdruck bezeichnet eine „Gefühlskälte“ der Frau, die sich in geringem sexuellen Verlangen oder Genuss äußert. Es ist wichtig, diese sexuellen Funktionsstörungen von dem umgangssprachlichen und abfälligen Gebrauch des Wortes abzugrenzen, bei dem Frauen dann als frigide bezeichnet werden, wenn sie nicht den sexuellen Ansprüchen eines (potentiellen) Sexualpartners entgegenkommen. Insgesamt ist es überhaupt schwierig, die Grenze zwischen „normalem“ und gestörtem Sexualverhalten zu ziehen, da es in diesem Bereich große individuelle Unterschiede gibt und kulturelle Normen eine bedeutende Rolle spielen.
Es kann in jeder Phase der sexuellen Aktivität zu Beeinträchtigungen kommen: Mangelndes sexuelles Verlangen wird als Störung der sexuellen Appetenz bezeichnet, darüber hinaus gehören auch Störungen der sexuellen Erregung und Orgasmusstörungen zu den sexuellen Dysfunktionen. Außerdem können Störungen mit sexuell bedingten Schmerzen auftreten.
Sexuelle Dysfunktionen treten recht häufig auf: Etwa 35% der Frauen berichten, dass sie zumindest für eine gewisse Zeit kein Verlangen nach sexueller Aktivität haben. Bei etwa 11% der Frauen treten Störungen der sexuellen Erregung auf. Circa 5% der Frauen geben an, noch nie einen Orgasmus erlebt zu haben, 20% der Frauen berichten, nur selten zum Orgasmus zu kommen. Bei mindestens 8% der Frauen treten beim Geschlechtsverkehr Schmerzen auf.
Häufigkeit
Symptomatik
Bei Störungen der sexuellen Appetenz berichten die Betroffenen, dass sie kaum oder keine sexuellen Phantasien oder Bedürfnisse haben. Dabei sollte beachtet werden, dass eventuell ein z.B. durch die Medien beeinflusstes falsches Verständnis davon vorliegt, wie „normales“ sexuelles Verlangen aussieht. Bei einigen Frauen besteht allerdings ein regelrechter Widerwille gegen eine sexuelle Beziehung. Störungen der sexuellen Appetenz schließen sexuelle Erregung oder Befriedigung nicht aus, bedeuten aber, dass sexuelle Aktivitäten seltener initiiert werden.
Bei Störungen der sexuellen Erregung kommt es zu einem Versagen der genitalen Reaktion, d.h. es bildet sich trotz sexueller Stimulation nur wenig oder gar keine Scheidenflüssigkeit, so dass der Geschlechtsverkehr häufig schmerzhaft ist. Neben dieser körperlichen Symptomatik klagen Betroffene auch über den Mangel eines subjektiven Gefühls von Erregung und Lust.
Orgasmusstörungen können den Zeitpunkt oder das subjektive Erleben des Orgasmus betreffen. Nach einer vorausgegangenen Phase der sexuellen Erregung tritt bei den Betroffenen der Orgasmus stark verzögert oder gar nicht auf. Es wird diskutiert, ob dieses Phänomen überhaupt „Störungscharakter“ hat. Möglicherweise handelt es sich um eine normale Variation weiblicher Sexualität, da die Betroffenen durchaus normaler Erregung fähig sind und sexuelle Aktivitäten auch als befriedigend erleben.
Bei Störungen mit sexuell bedingten Schmerzen werden zwei Störungsformen unterschieden: Treten (trotz normaler Erregungsphase) vor, bei oder nach dem Geschlechtsverkehr wiederholt anhaltende genitale Schmerzen auf, spricht man von Dyspareunie. Beim Vaginismus kommt es zur unwillkürlichen Verkrampfung der Vaginalmuskulatur, die den Geschlechtsverkehr unmöglich oder schmerzhaft macht.
Zur Entstehung sexueller Störungen existiert bisher noch keine einheitliche Theorie, es scheinen sowohl seelische als auch körperliche Aspekte eine Rolle zu spielen. Als Grundproblem der Betroffenen lässt sich häufig feststellen, dass sie sich in Bezug auf Sexualität unter Leistungsdruck setzen oder sich zu kritisch selbst beobachten. Für diese Haltungen werden verschiedene Ursachen angeführt:
· Erziehungsfaktoren Die durch die Eltern vermittelten Werte können das aktuelle Sexualverhalten beeinträchtigen. Wird z.B. Geschlechtsverkehr aufgrund einer streng konservativen Erziehung als unmoralisch angesehen, ist es weniger wahrscheinlich, dass Sexualität genossen werden kann.
· Partnerschaftsprobleme Bei vielen der betroffenen Frauen lassen sich Probleme in der Partnerschaft feststellen, die ihre Sexualität behindern. Dabei ist es möglich, dass alltägliche Streitereien indirekt den Genuss des Geschlechtsverkehrs beeinträchtigen oder dass eine fehlende Kommunikation über die sexuellen Bedürfnisse eine befriedigende Sexualität ausschließt.
· Traumatische Erfahrungen Wurden frühere sexuelle Aktivitäten als beängstigend oder demütigend erlebt, wird das spätere lustvolle Erleben von Sexualität erschwert.
· Mangelnde Informationen Unzureichende Kenntnis des eigenen Körpers z.B. durch fehlende Masturbationserfahrungen oder mangelnde Informationen über den Ablauf des Geschlechtsverkehrs können zu Unsicherheiten führen, die das Sexualverhalten beeinträchtigen.
· Biologische Faktoren Schmerzen beim Sexualverkehr werden häufig durch organische Ursachen, z.B. Entzündungen oder vernarbtes Gewebe, bedingt. Nach der Menopause ist die Produktion von Scheidenflüssigkeit bei Frauen häufig reduziert.
· Äußere Faktoren Die Angst von Schwangerschaft oder einer Geschlechtskrankheit behindert oft eine befriedigende Sexualität. Auch das gesellschaftliche Bild der Frau, das ihr eine eher passive Rolle zuschreibt, kann das lustvolle Erleben ihrer Sexualität stören.
Grundlagen und Ursachen
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Die Therapie bei sexuellen Funktionsstörungen wird empfohlen ein Zusammenarbeit mit beiden Partnern – Grundlage hierfür ist die Bereitschaft beider Partner, die Beziehung trotz bestehender Probleme fortzuführen und gemeinsam an den Schwierigkeiten zu arbeiten. Stellt sich heraus, dass die sexuellen Störungen Ausdruck grundsätzlicher Beziehungsprobleme sind, sollten die Betroffenen eine Paartherapie aufsuchen, da die alleinige Behandlung der sexuellen Schwierigkeiten wenig erfolgreich sein wird.
Grundsätzliches Ziel der Behandlung ist es, das sexuelle Genussempfinden zu steigern und Angstgefühle und Leistungsdruck zu reduzieren.